Manchmal dreht das Leben einfach um

Steinberger, Katrin: Manchmal dreht das Leben einfach um. Wien: Jungbrunnen Verlag. 1. Auflage 2015.

Manchmal dreht das Leben einfach umKathrin Steinberger

Almuth, kurz Ali, hochbegabt, und Kevin, ein junger Ex-Skate-Profi, verlieben sich ineinander und erleben ihre erste Beziehung. Doch Ali spürt, dass Kevin immer wieder auf Distanz zu ihr geht. Dann ist er plötzlich weg. Auf Anrufe reagiert er nicht, schickt nur eine SMS. Ali ist ver-zweifelt. Als Kevin endlich zurückkommt, erklärt sich nicht nur sein Verschwinden, sondern auch seine Verschlossenheit. Und dann wendet sich das Leben – und wendet sich wieder. (Klappentext)

 

Auszeichnungen:
Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis 2016
Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendium 2016

Ali, kurz für Almuth, lebt am Rande einer Siedlung einer Kleinstadt. Unter die Leute kommt sie selten. Dies passt der 17-jährigen hochbegabten Ich-Erzählerin sehr gut ins Konzept. Als ein Ex-Skate-Profi namens Kevin ins Nachbarhaus zieht, genügt es ihr, ihn zu googeln. Doch plötzlich lernen sich die beiden Außenseiter kennen und entdecken die gemeinsame Liebe, sich zu bewegen. Mehr und mehr kreuzen sich die Lebensspuren der beiden. Das Buch be-schreibt eine Liebes- und persönliche Entwicklungsgeschichte, in der nicht viel passieren muss, denn das Innenleben Alis ist schon reichhaltig genug. Ihr Hirn vergleicht sie mit einem „Computer mit vielen Verzeichnissen, in denen immer wieder Pop-ups aufspringen“ (S. 59). Die ungefilterten Daten zu sortieren ist zugleich Alis Lebensaufgabe. Wir lernen die Biografie, Verletzungen und Sehnsüchte zweier Menschen kennen, die beim Erzählen in so natürlichen wie perfekt komponierten Dialogen aus dem Vollen schöpfen.

Hauptfiguren und ihre Begabungen

Ali:
Ali ist hochbegabt und schöpft ihr Potential am meisten aus Zahlen, also der Mathematik und technischen Dingen. Das ist auch der Grund dafür, dass sie technische Chemie studieren will. Sie kann sich Dinge schnell und detailreich merken und, falls nötig, wie in einen Film im Ge-hirn abspielen. Sie kann Menschen sehr gut einschätzen und weiß, wem sie sich mit ihrer Hochbegabung öffnen und so soziale Kontakte pflegen kann. Ihr geht fast alles leicht von der Hand, im schulischen sowie auch im sportlichen Bereich, obwohl sie dort mehr Mühe hat. Das liegt daran, dass man im Sport manchmal auch das Gehirn ausschalten sollte und ein-fach etwas ausprobieren muss. Wenn sie sich in ihrer Umwelt wohl fühlt, ist sie sehr offen, fühlt sich von ihrer Hochbegabung nicht eingeschränkt und platzt mit komischen Infos, die ihr durch den Kopf gehen, einfach heraus. Wenn sie sich unwohl fühlt, wie zum Beispiel im Gespräch mit ihrem Vater, in dem sie ihm die Wahrheit über sich und Kevin erzählen soll, tut sie sich schwer, Worte zu finden. Vielleicht steht ihr dann ihre Hochbegabung im Weg, weil sie zu viel nachdenkt. Als der neue Nachbar Kevin einzieht, wird Ali auf ihn aufmerksam und interessiert sich für ihn. Die beiden lernen sich kennen und Ali kann erste romantische Erfahrungen mit ihm sammeln. Kevin bringt Ali dazu, offener und spontaner zu sein.

Kevin:
Kevin ist Ex-Skate-Profi und somit hochbegabt in seiner Sportart. Ihm fällt es leicht, neue sportartspezifische Dinge zu erlernen und auch anderen beizubringen. Wenn er einen neuen Trick lernen will, schafft er das meistens und gibt nie auf. Sein Durchhaltewillen ist sehr groß. Er versteht es gut, andere Menschen zu motivieren und zu unterstützen. Kevin ist grundsätzlich ein offener und fröhlicher Mensch. Aber immer wieder hat Ali das Gefühl, dass ihn etwas beschäftigt, manchmal ist er sehr verschlossen.

Figuren-/Begabungsdarstellung

Ali hat einen Intelligenzquotienten von 136 und erzählt als Ich-Instanz die Geschichte ihres letzten Jahres, bevor sie an die Universität wechselt. Sie erzählt das Erlebte und besonders die Erlebnisse mit Kevin in chronologischer Reihenfolge, ohne sie in Kapitel zu unterteilen.
Schon im Kindergarten fiel Ali dadurch auf, dass sie besonders leicht lernt. Sie muss bis heute kaum Zeit investieren, um etwas zu lernen. Sie schaut hin, hört zu, liest es einmal und fertig. Beim Erlernen von neuen Sportarten ist das etwas anders. Sie ist sehr interessiert daran, Neues auszuprobieren, aber beim Skateboarden und Snowboarden tut sie sich anfangs (un-gewohnt) schwer, wobei sie aber diese Sportarten immer noch überdurchschnittlich schnell erlernt. Ali ist hochbegabt und wird deshalb oft ausgeschlossen beziehungsweise viele verstehen sie nicht. Sie hat eine beste Freundin und tut sich sonst schwer mit sozialen Kontakten. In Kevin findet sie einen etwas älteren ersten Freund.
Ali braucht ihre Routine und wird nervös, wenn es Veränderungen gibt. Kevin hat sie dazu gebracht, spontaner und intuitiver zu werden. Sie hat ein ausgezeichnetes Gedächtnis und erinnert sich an das meiste, was in ihrer Vergangenheit liegt, oft auch an viele Details, die sie im Roman so wiedergibt. Sie vergleicht ihr Gedächtnis mehrmals mit der Festplatte eines Computers.
Sie hört gerne Musik. Aber Ali hört sie nicht einfach nur. Sobald sie ein Lied hört, fallen ihr zu diesem Lied Hintergrundinformationen ein, die sie wohl davor einmal gelesen hat: Titel, Band, Erscheinungsjahr, Auszeichnungen, Platzierungen, Geschichten zum Lied oder zu Bandmit-gliedern. Mehrmals wird deutlich, dass Ali auch besonders fasziniert von Zahlen und deren Beziehungen zueinander ist. Sie interessiert sich auch für Computer und hat sich das Programmieren selbst beigebracht.
Nachdem Kevin überraschend für einige Tage fortgegangen ist, wird deutlich, wie intensiv Ali Gefühle erlebt. Sie fällt in ein tiefes Loch und kann sich lange nicht selbst aufraffen. Als Kevin zurückkommt, weiht er Ali in sein Geheimnis, das ihn schon so lange beschäftigt hat, ein. Dieses ist auch der Grund für Alis Verschlossenheit. All das bringt die Beziehung von Ali und Kevin auf ein weiteres, vertieftes Level. Dann zieht Ali für ihr Studium weg und Kevin ist wegen seines neuen Jobs oft auf Reisen. Die beiden trennen sich daraufhin. Ali erzählt kurz in Präsens, was bis zu ihrem Schulabschluss bzw. ihrer Matura passiert. Die beiden sehen sich bis dahin nicht wieder. Dann lädt Kevin Ali zu seinem dreißigsten Geburtstag ein und Ali fährt hin. In diesem Moment wechselt die Erzählzeit ins Futur. Ali und Kevin werden wieder zusammenkommen, eine Familie gründen und gemeinsam glücklich werden. Zum Schluss gibt Ali den Leser/innen den folgenden Tipp: Das Leben scheint eine vorgege-bene Richtung zu haben. Aber manchmal dreht das Leben einfach um, was gut und richtig so ist.

Didaktische Impulse

  • Tagebucheintrag erstellen in Bezug auf das Leben der Hauptfigur
    • vor dem Gespräch mit dem Vater
    • als Kevin plötzlich verschwindet
  • Rollenspiel: Auf welche Art und Weise würde Ali ihrem Bruder ein Schulthema erklä-ren. Alternativ kann auch ein Text dazu verfasst werden
  • Die Schüler*innen können darüber nachdenken, was sie selbst noch nicht beherr-schen und sich diese Fertigkeit selbst oder mit Hilfe von jemand anderem beibringen lassen. Hierzu kann auch ein Text, ein Bild, eine Collage oder ein Mindmap verfasst werden.

Markus Michel, Andrea Keusch, überarbeitet von Katarina Farkas

  • Alter: ab 13
  • Schlagwörter: Außenseiter, Computer, Erfolg/Misserfolg, Familie, Freundschaft, Hobby, Intelligenz/IQ, Kinder- und Jugendkulturen, Leistung, Liebe, Schule, Sport, sportliche Begabung
  • Bewertung: sehr empfehlenswert
  • Medienart: Buch
  • Gattung: Roman

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